Stell dir folgendes Szenario vor: Es ist 02:00 Uhr nachts, jemand reißt dich aus dem Schlaf und stellt dir die (zugegeben etwas merkwürdige) Frage: „Nach welchen Werten gestaltest Du eigentlich Dein Leben?“ Auch wenn du von der überfallartigen Konfrontation überrascht bist, berappelst du dich doch recht schnell und besinnst dich auf einige deiner Grundwerte: Ehrlichkeit, Respekt, Treue… .

Einige dieser Werte sind für uns alle von größter Bedeutung und nehmen Einfluss auf unsere täglichen Entscheidungen. Wir sind geprägt von unserem Elternhaus, unserem Freundeskreis und Erfahrungen. Aus all diesen Einflüssen haben sich für uns über Jahre hinweg klare Werte gebildet.

Doch was motiviert uns zu dieser Wertebildung? Zum einen möglicherweise, um nachts einfach mit ruhigem Gewissen schlafen zu können. Zum anderen vielleicht aber auch, um möglichst gute und langfristige Freundschaften und Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Oder ist es auch der Wunsch, Zusammenarbeit in Deinem Arbeitsumfeld wertvoll zu gestalten?

Werte sind definitiv allgegenwärtig. Doch wie steht es um Werte in deinem Unternehmen? Gibt es diese überhaupt und sind dir die Werte, die sich dein Unternehmen gesetzt hat, bekannt? Könntest du diese auch nachts um 02:00 Uhr wie aus der Pistole geschossen aufsagen?

Auch wenn das Thema um Werte und Werteentwicklung in Unternehmen in den letzten Jahren immer mehr Anklang gefunden hat, ist bei diesem Thema noch Luft nach oben. Aber warum sollten sich Organisationen, Führungskräfte und Teams mehr mit Werten beschäftigen? Zum einen empfinden Mitarbeiter immer mehr den Wunsch in Unternehmen zu arbeiten, die die gleichen oder ähnliche Werte pflegen wie sie selbst. Das Gehalt ist schon lange nicht mehr das Nonplusultra des Glücksempfindens der Mitarbeiter. Vielmehr wollen sie sich mit dem Unternehmen identifizieren können und gerne für die Werte des Unternehmens einstehen. Zum anderen legen auch Kunden immer größeren Wert darauf mit Unternehmen zu agieren und bei Unternehmen einzukaufen, die für gewisse Werte stehen und diese mutig kommunizieren.

Kurz und bündig: Werte haben einen Wert! Doch wie können Unternehmen und Teams Werte entwickeln? In unseren Workshops und Begleitungen in Organisationen nehmen wir uns mit den Teilnehmern die Zeit, in der Rolle eines neuen (agilen) Teams, Werte zu entwickeln. Das Team soll einheitlich für diese Werte stehen können, diese pflegen und sich danach im Alltag richten. Dazu haben wir nach vielen Rückmeldungen das Innodrei Wertekartenset entwickelt. Das Team wählt aus 18 Wertekarten 6 Karten aus, die für jeden Einzelnen im Team wichtig sind. Doch das ist nur der erste Schritt. Um Werte wirklich lebhaft in das operative Tagesgeschäft zu integrieren und um festhalten zu können, ob und wann Werte gebrochen werden, setzen wir uns u.a. mit diesen drei Fragen auseinander:

  1. Was ist eine gemeinsame Definition des Werts, die für alle Teilnehmer aussagekräftig ist?
  2. In welchen Fällen wird eine Grenze überschritten und der Wert gebrochen?
  3. Was sind Spielregeln, die aufgestellt werden müssen, damit Werte eingehalten werden?

In diesem Zuge entsteht oft eine fruchtbare Diskussion, weil eine sehr konkrete Auseinandersetzung mit den Werten stattfindet. Teilnehmende berichten aus ihrer Sicht, welche Bedeutung ein bestimmter Wert für sie hat, um dann schließlich ein gemeinsames Verständnis dazu zu entwickeln. Nur so besteht die Chance, dass die Werte im Team oder im Unternehmen wirklich gelebt werden und nicht am nächsten Montag, in der Hektik des Alltags, in irgendeiner Schublade verschwinden.

Allerdings ist es auch völlig klar, dass neu entwickelte Werte nicht von heute auf morgen verinnerlicht und einwandfrei gelebt werden können. Der Prozess braucht Zeit. Hierfür gibt es einige Tipps & Tricks, die Hilfestellung leisten können. Zunächst einmal ist es wichtig anzuerkennen, dass Werteentwicklung nicht nur Angelegenheit der Managementetage ist. Jeder Mitarbeiter hat eine Stimme und sollte seine Meinung frei äußern dürfen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Dies ermöglicht einen guten Überblick über die bestehenden Werte, die bereits in dem Team vorhanden sind. Des Weiteren fühlen sich Individuen stärker verpflichtet Werte einzuhalten, wenn sie selbst im Entwicklungsprozess beteiligt gewesen sind und Partizipation ernst genommen wird. Wenn neue Werte entwickelt wurden, macht es Sinn, diese zu visualisieren, damit sie im Kopf der Menschen bleiben.

Um einzelne Werte in den Fokus zu stellen, bietet es sich an, einen Wert der Woche / des Monats zu definieren. Diesen Wert sollten alle Teammitglieder in der Zeit besonders beachten und sich gegenseitig ermutigen, diesen überdurchschnittlich zu erfüllen. Am Ende der Zeit kann dann in einer Retrospektive darüber gesprochen werden, wie der Wert (nicht) gelebt und woran die Einhaltung des Wertes besonders festgemacht wurde. Ebenso kann darüber gesprochen werden, was jeder Einzelne in Bezug auf den Wert gerne verändern möchte.

Nicht zu vergessen ist, dass Werte immer wieder erneuert und angepasst werden müssen. Denn die Organisationen und Teams entwickeln sich weiter, neue Mitarbeiter kommen dazu, alte gehen.

Weißt Du, was Deine Werte sind? Welche Werte sind Dir in der Zusammenarbeit wichtig? Und woran erkennst Du das im täglichen Tun? Werte sind und müssen lebendig bleiben, nur dann können sie wirklich etwas verändern.